Die Bastion Drusus

Die Hohltraverse auf der Bastion Drusus

Im Süden der Zitadelle liegt die Bastion Drusus, die die meisten Sehenswürdigkeiten bietet. Sie wurde nach dem gleichnamigen römischen Grabdenkmal benannt, das sich in der "Kehle" der Bastion befindet.

Oben auf der Bastion befindet sich am Rondell eine "Hohltraverse". Traversen stellten die Festungserbauer quer zur Hauptmauer (Kurtine) auf. Zweck einer solchen Mauer war es, die Soldaten an der Brüstung vor Querfeuer zu schützen. Denn die Mauer verhinderte, dass feindliche Soldaten die gesamte Brustwehr von der Seite her unter Feuer nehmen konnten. Ein Hohltraverse hatte aber noch eine zusätzliche Funktion: sie nahm in Friedenszeiten zwei Geschütze auf, um sie vor der Witterung zu schützen. Im Kriegsfall wurden die Geschütze aus der Hohltraverse heraus geschoben und kurz unterhalb der Wallkrone in Stellung gebracht. Die Hohltraverse war ursprünglich mit einem Tor versehen und mit viel Erde überdeckt.

Unterirdische Gänge

Plan der unterirdischen Gänge der Bastion Drusus: 1. Kommunikationspoterne - 2. Eskarpengalerie - 3. Demolitionsmine

Steigt man vom Rondell auf der Bastion Drusus hinab in Richtung Citadellkaserne, so findet man insgesamt drei unterirdische Gänge vor. Der kürzeste Gang, eine "Kommunikationspoterne" (1), führt unter dem Wall hindurch und verbindet so das Innere der Zitadelle mit deren Außenmauer. Bei drohender Gefahr konnten die Soldaten also geschützt direkt an die Brustwehr gelangen und mussten nicht über den - völlig kahlen - Wall laufen. Dort hätte man sie ja leicht treffen können.

Der zweite Gang führt durch einen ehemaligen Luftschutzraum hinab in die Eskarpengalerie (2). Der Name "Eskarpengalerie" rührt daher, dass dieser Gang direkt hinter der Grabenmauer (im Festungsbau nennt man diese eben "Eskarpe") entlang läuft - und zwar um die gesamte Bastion Drusus. Den Zusatz "Galerie" hat der Gang durchaus auch verdient, da erzeitweise eine Höhe von zwei Metern erreicht. Außerdem hat der Gang eine weitere Besonderheit zu bieten: entlang des Gangs sind zur Grabenwand hin in kurzen Abständen Schlitze in der Wand eingelassen. Die Schlitze sind nach unten hin abgeschrägt und sehen ein bisschen wie Schießscharten aus. Allerdings sind sie durch eine 20-30 cm dicke Wand zum Graben hin verschlossen. Bisher ist deshalb nicht ganz klar, welche Funktion diese Schlitze erfüllen sollten. Zumal diese Art von Schlitzen nur in Mainz vorkommt (in den unterirdischen Gängen der Zitadelle und Bastion Alban). Seit dem Frühjahr 2007 scheint dieses Rätsel allerdings geklärt (wenn man einem AZ-Artikel folgen darf): die Schlitze sollten die Mauer in einzelne Abschnitte unterteilen, so dass bei einer Beschießung nur einzelne Teile zerstört werden konnten - aber nicht das gesamte Mauerwerk. Allerdings werden wahrscheinlich noch weitere Untersuchungen und Forschungsdiskussionen nötig sein, um diese These zu bestätigen.

In der Eskarpengalerie findet man auch römische Überreste, die dort als Spolien verbaut wurden - leider nur in sehr geringer Zahl und keine vom Drususstein.

Die Eskarpengalerie

Der dritte Gang ist die "Demolitionsmine" (3). Sie verläuft unterirdisch und erreicht nur eine Höhe von etwa 1,50 m. Die Demolitionsmine verzweigt sich in vier Stichgänge. An deren Enden wurden in der Festungszeit Pulverladungen abgelegt, die im Falle einer Eroberung gesprengt wurden. Dadurch sollte die Bastion Drusus für einen Feind unbrauchbar gemacht werden. Die Demolitionsmine wurde im Gegensatz zur Eskarpengalerie bergmännisch (daher "Mine") vorangetrieben und nicht am Tageslicht errichtet. An zwei Stellen in der Eskarpengalerie wurden während des Zweiten Weltkriegs Durchbrüche zur Demolitionsmine hergestellt. Die Minengänge sind allerdings wegen ihrer Höhe nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Zugang zur Demolitionsmine befindet sich unter zwei Metallplatten rechts vom Eingang in die Eskarpengalerie.

Standort

Führungen

Die Initiative Zitadelle Mainz e.V. bietet Führungen durch die unterirdischen Gänge der Bastion Drusus und durch die Zitadelle an. [mehr]