Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 118

von Wolfgang Balzer

Bei der Mobilmachung des deutschen Heeres im August 1914 wurde im allgemeinen zunächst nur die »Linie« mobilisiert, erst im Verlauf des Kriegs die Landwehr und zuletzt, ganz vereinzelt, auch der Landsturm. Parallel zur Mobilisierung der »Linie« aber erfolgte durch »Brigaden« die Aufstellung von je einem Reserve- und Landwehrregiment, auch von Landsturmbataillonen. Vier Regimenter, darunter drei mit derselben Nummer, wurden so in nicht ganz zwei Wochen von den Brigaden geschaffen.

Die hessische 50. Infanteriebrigade, bestehend aus den Regimentern 117 und 118, hatte neben der aktiven Truppe das Reserveregiment 118 und das Landwehrregiment 118 aufzustellen. Die Mobilmachung des Landwehr-InfanterieRegiments 118 vollzog sich in Mainz unter der Leitung des Oberstleutnants Gros von Regiment 87 für das 1. und 11. Bataillon; in Worms unter Major Mac Clean vom Regiment 117 für das III. Bataillon.

Die vorbereitenden Schreibarbeiten begannen bereits am 3. August 1914. Am 6. August das aktive Regiment 117 und das Reserveregiment 118 waren bereits abgerückt - trafen die ersten »Wehrleute« in der Alice-Kaserne in Mainz ein. Zum Teil kamen sie aus Lothringen und sprachen zumeist besser französisch als deutsch. Weitere Rekrutierungsbezirke waren Erbach im Odenwald, Limburg an der Lahn und Darmstadt. Die Kasernen waren so überfüllt, daß die Mannschaften teils zu Hause schlafen mußten.

Im 111. Bataillon waren die Rheinhessen aus den Kreisen Worms, Alzey und Bingen untergebracht. Es folgten Einkleidung, Exerzieren und viel Schreibarbeit. Am Abend des 13. August war das Regiment marschbereit. Am nächsten Tag wurden die Schulterklappen »gerollt«, so daß die Regimentsnummer nicht erkannt wurde, und sämtliche Wagenaufschriften überklebt. Mit unbekanntem Ziel verließ das Regiment seine Garnison Mainz.

Mittlerweile wurde bekannt, wozu das Regiment gehörte: zur 49. hessischen gemischten Landwehrbrigade unter dem Kommando des Generals von Hartmann aus Darmstadt. Diese setzte sich zusammen aus den Hessischen Landwehr-InfanterieRegimentern 116 und 118, drei Eskadrons Landwehr-Kavallerie, und zwar je eine vom 2. Landwehr-Jäger-Regiment, vom 13. Landwehr-Husaren-Regiment Bockenheim und vom 23. Landwehr-Dragoner-Regiment Darmstadt, sowie einer hessischen Landsturm-Batterie. Die Brigade war direkt dem Etappenkommandeur der 4, Armee unterstellt. Führer der 4. Armee war Prinz Albrecht von Württemberg.

Der Weg führte über Trier nach Luxemburg, Montmédy wurde besetzt. Die ersten Kämpfe fanden in Vitry und an der Marne statt. Die deutsche Heeresleitung brach die Marneschlacht ab und befahl den Rückzug. Das Regiment hatte nun seine verlustreichsten Kämpfe in der Gegend bei Valmy zu bestehen. (Es war genau die Region, wo Goethe 1792 als »Schlachtenbummler« verweilte und die berühmte Kanonade von Valmy miterlebte). Bedingt durch den mörderischen Stellungskrieg mußten die Einheiten ständig »aufgefrischt« werden, was bedeutete, daß auch die Landwehrformationen, obwohl hierfür nicht vorgesehen, an die Front kamen. So sind auch die hohen Verluste des Regiments zu erklären. In den Jahren 1915/16 wurde das Regiment dann fast ausschließlich zum Bau von Stellungen eingesetzt.

Eine »Weihnachtsüberraschung« war die Verfügung vom 28. 12. 1916, wonach das Regiment 118 aus der 9. Landwehrdivision gezogen und zur direkten Verfügung der 3. Armee gestellt wurde. Die drei Bataillone wurden zu verschiedenen Divisionen kommandiert. Ende Juni 1917 wurde das Regiment wieder vereinigt und der 9. Landwehrdivision unterstellt, die zum XII. Armee-Corps (Argonnergruppe) gehörte. Ein Jahr lang lag das Regiment nun im Argonnerwald, wo im März 1918 ein Abschnitt neu zum Gebiet der 9. Landwehrdivision hinzugekommen war. Sie hieß, weil sie nun beiderseits der Aisne lag, auch »Aisnedivision«.

Am 9. September 1918 endlich wurde der Rückzug begonnen. Die Verluste im Regiment waren so groß, daß in jedem Bataillon nur drei Kompanien formiert werden konnten. Für die Division kam am 4. November der Befehl zum Rückzug, am 11. November um 11.45 Uhr der Befehl, alle Feindseligkeiten einzustellen. Am 21. November 1918 wurde wieder deutscher Boden betreten. Der Weg in die Heimat ging über Daun nach Koblenz. Das 1. Bataillon löste sich dann in Auerbach/Bensheim auf.

Das 11. und 111. Bataillon vereinigte sich am 5. November, gemeinsam wurde der Waffenstillstand am 11. November mit Wein gefeiert. Alle Leuchtraketen wurden abgefeuert. Am 12. November 1918 begann der Rückmarsch. In Vivy wurde das ganze unnötige Gepäck von den Lastwagen geworfen und verbrannt. Da es sehr kalt war, wärmte man sich an großen Lagerfeuern. In Wiltz, einem kleinen luxemburgischen Städtchen, erhielt jeder fünf Mark, dann noch einmal 25,20 Mark vom Überschuß aus der Kantinenkasse. Am 21. November wurde die deutsche Grenze bei Gemünd überschritten. Der Marsch ging von Rübenach über die Schiffsbrücke von Koblenz in Richtung Westerwald, von dort nach Frankfurt und nach Wiesbaden.

Empfohlene Zitierweise

Balzer, Wolfgang: Landwehr-Infanterie-Regiment Nr. 118. In: festung-mainz.de [24.11.2007], URL: <http://www.festung-mainz.net/bibliothek/aufsaetze/regimentsgeschichte/118er.html>
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